Die psychoanalytische Psychotherapie stützt sich auf die von Sigmund Freud vor 100 Jahren begründete Wissenschaft der Psychoanalyse, welche seitdem in vielfältiger Weise ausgebaut und weiterentwickelt wurde.
Sie basiert auf der Annahme, dass aktuell wirksame, unbewusste Konflikte zu seelischen Störungen führen können. Bei diesen Konflikten kann es sich um bis in die Kindheit zurückgehende Erfahrungen oder Traumatisierungen handeln, die nicht verarbeitet werden konnten. Eine Abspaltung der nicht bewältigten Konflikte und Erlebnisse vom bewussten Erleben und ein Verdrängen der Problematik als letzter Versuch einer Bewältigung der unerträglichen Situation ist die Folge. Die daraus resultierenden seelischen Fixierungen sind von der weiteren psychischen Entwicklung und damit verbundenen neuen Erfahrungen ausgeschlossen.
Unterschwellig und unbewusst bestimmen diese Konfliktkomplexe weiterhin Einstellungen, Erwartungen und Handlungen in Beziehungen, dem Berufsleben, der gesamten Lebensgestaltung dieser Menschen. Diese erleben dies oft als inneren Zwang, unter dem sie leiden, ohne dessen Ursachen benennen zu können. Treten bestimmte krankheitsauslösende Umstände ein, wie z.B. besondere familiäre oder berufliche Belastungssituationen, können durch die nachträgliche Aktivierung bzw. Verstärkung der unbewussten Konflikte seelische und/oder körperliche Symptome und Beziehungsstörungen entstehen, die eine Behandlung notwendig machen.
In der psychoanalytischen Psychotherapie wird versucht, die zugrundeliegenden Konflikte bewusst zu machen. Durch das Verstehen der unbewussten Motive und der lebensgeschichtlichen Hintergründe des eigenen Handelns, und damit durch ein besseres Erfassen des eigenen Leidens, können aktuelle Probleme bewältigt und gelöst werden. Den Patienten wird ein bewusster Umgang mit den für sie bis dahin nicht zugänglichen abgespaltenen und verdrängten Konflikten ermöglicht und damit ein größeres Maß an innerer und äußerer Handlungsfreiheit in eigener Verantwortung eröffnet. Da die psychoanalytische Arbeit ausgerichtet ist auf die Erkenntnis innerseelischer unbewusster Strukturen und, soweit nötig und möglich, auf deren Veränderung, bedarf es dazu eines längeren Zeitraums. Seelische Entwicklung, wie wir schon aus der Entwicklung der Kinder- und Jugendzeit wissen, braucht ausreichend Zeit, wenn sie der Persönlichkeit des betreffenden Menschen gerecht werden und nicht „übergestülpt“ sein soll.