Die psychoanalytische Methode ist nicht nur eines von mehreren Verfahren zur psychotherapeutischen Behandlungen seelischer Erkrankungen, sondern auch eine sehr geeignete Möglichkeit zur Selbsterfahrung. Selbsterfahrung bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur die einfache, und unvermeidbare, Tatsache, dass Menschen in den verschiedenen Situationen ihres Lebens etwas über sich selbst und von sich „erfahren“ indem sie sich erleben. Selbsterfahrung heißt hier, dass dieses „sich-selbst-erfahren“ in wohlwollender, nicht wertender Begleitung in einem geschützten, realen und virtuellen, Raum stattfindet mit der Möglichkeit zur Reflexion des Erlebten, seiner gegenwärtigen Bedeutung und der lebensgeschichtlichen Wurzeln.
Die Erfahrung zeigt, dass Menschen bisweilen einen zeitlichen und örtlichen Raum brauchen, in dem sie Schutz vor den drängenden Alltagsfragen und -problemen finden können. Dort können sie sich eher ungestört auf die notwendige Auseinandersetzung mit ihren Lebens-Fragen und Konflikten mit sich und/oder wichtigen Bezugspersonen in Begleitung eines teilnehmenden Beobachters zur Klärung ihres künftigen Lebensweges einlassen. Der Zugewinn an Wissen um die unbewussten Konflikte und Beweggründe des eigenen Handelns durch die Selbsterfahrung vergrößert in der Regel das Maß an innerer Freiheit als Grundlage der Wahl zwischen verschiedenen Handlungsoptionen. Je besser ich über mich Bescheid weiß, desto weniger mache ich mir vor.