Der Begriff „Psychoanalyse“ wird in verschiedenen Zusammenhängen gebraucht. Es geht dabei einmal um die Bezeichnung einer Wissenschaft, welche Theorien zur Funktionsweise des Seelenlebens unter besonderer Einbeziehung des Unbewussten entwickelt hat und ständig weiterentwickelt. Diese Wissenschaft basiert auf einer bestimmten Untersuchungsmethode, welche den Untersucher als Teil des Untersuchungsfeldes mit einbezieht, d.h. die Wechselwirkung zwischen Untersuchungsobjekt und Untersucher ist Teil der Untersuchung. Diese dialektische Betrachtungsweise unterscheidet die Psychoanalyse von vielen anderen psychologischen Untersuchungsverfahren. Die Entwicklung der Psychoanalyse als Wissenschaft und Untersuchungsmethode war von Anfang an eng verknüpft mit ihrer Anwendung als Psychotherapie. Dabei ist >Psychoanalyse< nicht, wie oft vermutet, eine punktuelle Bilanz seelischer Befindlichkeit wie eine Analyse der chemischen Zusammensetzung eines bestimmten Substrats. Sie ist ein längerfristiger Prozess, welcher weniger irgendwann zu einem fertigen Bild einer Persönlichkeit führt, sondern eher zu einer bestimmten Haltung mit der lebendiges seelisches Geschehen immer wieder betrachtet und verstanden werden kann. In Anlehnung an ein Zitat von Laplanche, Pontalis aus: „Das Vokabular der Psychoanalyse“ werden die drei Ebenen wie folgt beschrieben: „Die Psychoanalyse ist eine von Sigmund Freud begründete Disziplin, in der man mit ihm drei Ebenen unterscheiden kann: a) eine Untersuchungsmethode, die vor allem darin besteht, die unbewusste Bedeutung von Reden, Handlungen, imaginären Bildungen (Träume, Phantasien, Wahnvorstellungen) eines Menschen herauszustellen. Diese Methode gründet sich hauptsächlich auf die freie Assoziation (d.h. den ohne jede Zensur zusammengetragene Einfälle) des Subjekts, welche die Garanten für die Gültigkeit einer Deutung (=Interpretation eines möglichen Sinnzusammenhangs) dieses unbewussten Materials sind. Dazu gehört eine nicht wertende Haltung des Analytikers. Die psychoanalytische Deutung kann sich auch auf menschliche Produktionen (i.e. menschliche Werke und menschliches Handeln) erstrecken, für die man nicht über die freie Assoziationen (der betreffenden Personen oder Personengruppen) verfügt. b) eine psychotherapeutische Methode, die auf diese Untersuchung gegründet und durch die kontrollierte Deutung des Widerstandes (i.e. der im Menschen bei bestimmten Themen und Konflikten unüberwindbar erscheinenden Hemmungen) der Übertragung und des Wunsches gekennzeichnet ist. Hierauf bezieht sich die Verwendung des Ausdrucks >Psychoanalyse< als Synonym für >psychoanalytische BehandlungPsychoanalytische Psychotherapie<) c) eine Gesamtheit psychologischer und psychopathologischer Theorien, durch welche die Gegebenheiten der psychoanalytischen Untersuchungsmethode und Behandlung systematisiert werden (gewissermaßen die wissenschaftliche Theoriebildung als Grundlage und Überbau psychoanalytischen Denkens und Handelns).“